Cyra Sommer
(Universität Haifa, Department of Jewish History/Haifa Center for German and European Studies: Miriam Rürup, Erstbetreuung)
Dissertationsvorhaben:
Nach der Katastrophe – Jeckes in Israel und ihre Beziehungen zu Deutschland (Arbeitstitel)
Das Forschungsprojekt untersucht das Verhältnis der in Israel lebenden ehemaligen deutschen Juden und Jüdinnen – sogenannte Jeckes – zu Deutschland nach der Shoah und ihre Beziehungen zur postnationalsozialistischen deutschen Gesellschaft. Dabei wird ein relativ langer Zeitraum in den Blick genommen, um Entwicklungen – von den schwierigen Anfängen und ersten (Wieder)Begegnungen in den 1940er und 1950er Jahren bis hin zu etablierten Kontakten und einem gewandelten Blick auf Deutschland zu Anfang der 1990er Jahre – herauszuarbeiten. Forschungsleitend steht die Frage im Zentrum, wie ehemalige deutsche Jüdinnen und Juden in Israel in den Beziehungen zu Deutschland ihre eigene Biografie und Familiengeschichte sowie die kollektive deutsch-jüdische Geschichte verhandelt haben. Untersucht werden soll nicht nur die allgemeine Rolle, die die Erinnerung an die Vergangenheit in den Beziehungen gespielt hat, sondern auch, inwiefern sich Jeckes in die Historiografie der deutsch-jüdischen Geschichte sowie die sogenannte Erinnerungskultur in Deutschland eingebracht haben. Damit nimmt die Arbeit die transnationalen bzw. translokalen‚ erinnerungskulturellen Beziehungen‘ zwischen Deutschland und Israel in den Blick und bettet diese in eine Beziehungsgeschichte zwischen Jeckes und der deutschen Gesellschaft ein. Dabei stehen nicht, wie lange Zeit vorherrschend, bekannte Persönlichkeiten und Intellektuelle im Fokus, sondern sogenannte ‚ordinary people‘, die als Akteure ins Zentrum des Interesses rücken. Ihren Erfahrungen und ihrem Wirken wird die Arbeit anhand von Archivmaterial, Oral History Interviews, Presseerzeugnissen und Erinnerungsliteratur nachgehen.